Friedrich Ferch

Samstag den 22. Juli 1939  - Banater Deutsche Zeitung -  Seite 5 - 


   Dem Andenken Friedrich Ferchs


 

In Hatzfeld kannte jeder, aber auch in Temeschburg kannten viele den hageren, hochaufgewachsenen Mann mit dem durchgeistigten Gesicht und der großen Diplomatenbrille. Seine Wiege stand in Bogarosch, wo er vor sechzig Jahren als vielverheißender Sproß der im ganzen Banat und auch darüber hinaus bekannten ­und berühmten Familie Ferch das Licht der Welt erblickt hatte. Diese schenkte unserem Volke neben anderen wertvollen und vortrefflichen Menschen ­auch mehrere Künstler von Rang und Bedeutung. ­Es sei da bloß auf die drei Kunstmaler Ferch hingewiesen, deren Name heute auch in Deutschland einen guten Klang hat.


Friedrich Ferch widmete sich der Beamten- und dann der kaufmännischen Laufbahn, zuerst in Budapest und dann in Hatzfeld und Temeschburg. Der künstlerischen Ader ermangelte auch er nicht, wie sozusagen in jedem Ferch ein Künstler vorhanden ist, der je nach Begabung und Entwicklungsmöglichkeiten in Erscheinung tritt. Er war jahrelang mit heller Begeisterung ­und glühendem Eifer am Werke, der schwäbischen ­Heimatkunst zu dem ihr gebührenden Rechte zu verhelfen. Da seine Stärke auf dem Gebiete der Propaganda lag, fiel ihm seine selbstgewählte und selbstlose Tätigkeit im Dienste unsrer arteigenen und bodenständigen schwäbischen Kunst durchaus nicht schwer. Freilich krönte auch seine Arbeit kein Erfolg, wie ja auch alle anderen keinen oder nur ganz unbedeutenden Erfolg zu verzeichnen haben, die sich darum mühen, unsrer Heimatkunst die ihrem Werte und ihrer ­Bedeutung entsprechende Geltung zu verschaffen.


Er führte eine gewandte und saubere Feder. Die kühle und herbfrische Heideluft atmenden Aufsätze, die er uns in seinem vor etwa fünfzehn Jahren im Verlag ­der Temeschburger Schwäbischen Verlagsaktiengesellschaft erschienenen „Heiderösleinstrauß", den er seiner Heimatgemeinde Bogarosch widmete, hinterlassen, geben Zeugnis von seiner schönen ­schriftstellerischen Begabung. Im übrigen aber war er längere Zeit hindurch auch Propagandaleiter der „Werkgemeinschaft schwäbischer Künstler und Kunstfreunde*, für deren Aufblühen und Gedeihen er sich mit allen seinen Kräften, aber leider vergeblich eingesetzt hatte, da das Kunstempfinden unseres Volkes erst im Entwickeln begriffen und demzufolge auch  sein Kulturbedürfnis gleich null ist.


Zeit seines Lebens blieb er ein Einsamer und Verkannter. Das Schicksal war ihm nicht hold und am allerwenigsten ein freigebiger Gönner. Es rüttelte und schüttelte ihn vielmehr mitunter wie der Sturmwind ­eine auf kahler Höhe einsam und verlassen stehende ­Tanne. Das Leben verschloß ihm die Pforte zum vollgedeckten goldenen Tische seiner Freuden und Genüsse. Er mußte sich mit wenigen trockenen Brosamen ­begnügen. Und er mußte sich beugen unter das harte und erdrückende Joch des Leides und der Qual, da sein ganzes Dasein unter einem unheilvollen Sterne stand. Sein graues und eintöniges Los war Enttäuschung und Entsagung. Wollte seine kraftgeladene Seele den Himmel stürmen, so erinnerten ihn seine körperlichen Gebrechen immer wieder daran, daß er ein Knecht dieser Erde sei und ihren Fängen und Krallen nicht zu entrinnen vermag. Trotzdem verlor er niemals den Mut und er gab auch niemals die Hoffnung auf eine Besserung seines elenden körperlichen ­Zustandes und seiner wirtschaftlichen Lage auf, die alles eher denn als eine rosige gewesen.


Bis dann das traurige und erschütternde Ende kam. Wohl war sein Körper schon sein Jahren nur noch ein Wrack, dennoch wollte seine heimwehwunde Seele ihre Ruine nicht verlassen. Sein Wille zum Leben ­war zu stark, als daß es dem Tode gelungen wäre, ihn durch einen einzigen Anlauf zu fällen. Dafür ­aber senkten sich die Schatten menschlicher Verzweiflung ­und menschlichen Jammers auf seinen Geist. Immer dichter und drückender. Er ächzte und seufzte unter ihnen, gab aber den Kampf gegen sie nicht auf. Dennoch sollten sie sich als die Stärkeren erweisen. Sie wanden einen Strick und drückten ihm ihn in die graugelben, zitternden Hände. Und in einem ­Augenblick völliger geistiger Unzurechnungsfähigkeit hat sich Friedrich Ferch den Strick um den Hals gelegt.. Nun ruht er auf auf dem Hatzfelder Gottesacker von seines Lebens Mühsal und Bürde.

 


Er wird betrauert von seinen Familienangehörigen ­und Kameraden, die ihm stets ein ehrendes Angedenken bewahren.

 


Lieber Fritzi, schlafe wohl!


Peter Jung.