Egydius Haupt

Ägydius Haupt

Mundartdichter

Egydius Haupt wurde am 23. August 1861 in Bogarosch,  als  Sohn der Eheleute  Ägydius Haupt und Elisabeth Thierjung geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Bogarosch, lernte er Schmied beim Bogaroscher Schmiedemeister Johann Esslinger. von  1882 bis 1884 erfolgte das Studium am Wiener Tierarzneiinstitut, war danach  als Veterinär im Banat in den Ortschaften Billed, Sekeschut, Baratzhausen und von 1897 bis 1928 in Sackelhausen tätig. Nach seiner Pensionierung in  Jahrmarkt wohnhaft, wo er bis zu seinem Tode am 14. August 1930 in schriftstellerisch tätig war.


Ab dem 26 Lebensjahr  als Autor von Mundartgedichten und Erzählungen in Erscheinung getreten war er auch  ständiger Mitarbeiter der Zeitung Südungarische Reform sowie dem Pester Lloyd.


Zu seinen Werken zählen:

    Banater Kleenichkeite - Gedichte und Erzählungen, Temeswar, 1903.

    Einiges aus „Banater Kleenichkeite“, Temeswar, 1908.

    Geschichte der Gemeinde Sackelhausen mit kurzem Rückblick auf die Vor- und Türkenzeit des Banats, Temeswar, 1925.

    Das dritte Aufgebot. Die Einwanderung der Schwaben ins Banat unter Kaiser Josef dem Zweiten, Manuskript, 545 Blätter; Jahrmarkt, 1929.

    Die Bogaroscher Musikante uf der Triebswetter Kerweih, Mundartgedicht veröffentlicht in Deutsche Mundartautoren aus dem Banat von Dr. Anton Peter Petri.[1]

... Für die Bereicherung dieser Liedersammlung, die ich sehr eifrig betrieb, stand mir eine schier unerschöpfliche Quelle zur Verfügung. Es handelte sich um eine Witwe, die wohl die Fünfzig schon um einige Jahre überschritten hatte und in deren "Fabrik" Abend für Abend, Sommer wie Winter der Gesang nicht verstummte. Es war eine Frau, die auch die größten Schicksalschläge nicht mürbe gemacht haben und die allen auf sie einstürmenden Gewalten getrotzt , allem Kummer und allen Sorgen tapfer Stand gehalten hatte. Arm, wie eine Kirchenmaus, ihre ganze Habe bestand aus der allernotwendigsten Zimmereinrichtung, zwei Betten, einer Truhe, einem Tisch und zwei Bänken, sonst nannte sie von der Herrgottwelt nichts ihr Eigen, war sie trotzdem fröhlichen Herzens, hatte guten Humor und stets ein Lied auf ihren Lippen. Die meisten Abende verbrachte sie in ihrer "Fabrik", wo besonders des Abends recht fleißig gearbeitet wurde. Erzeugt aber wurden hier Zigarren. Namentlich vier Sorten, u. z.  sogenannte "Lange" zu 1 Kreuzer das Stück, "Kurze" zu 3 Kreuzer das Paar, dann noch "Kuppen" und  "Virginia" zu  3 Kreuzer das Stück. Als Einlage bei den "Watschienern", wie wir die Zigarren nannten, wurden die oberen, dünneren Teile des Kornstrohhalmes benützt,   während die unteren, stärkeren und hohlen Halmteile als Mundstück dienten. Durch diese wurden die Einlagehalme durchgeschoben. Als Fabrikleiter funktioniert ihr 17 Jahre alter Sohn Hans, der den Namen Zigari-Hans trug und unter diesem nicht nur in Bogarosch, sondern auch in vielen umliegenden Dörfern bekannt war und dessen Familiennamen kaum jemand kannte. Er hieß Johann Berger, das aber wussten die wenigsten. Er war für alle und überall nur der Zigari-Hans, wie auch seine Mutter  nur den Namen Zigari-Bawi führte. Geschwister waren sie nicht weniger als acht, von denen drei, der große Peter, der Schili und die Kathi verheiratet waren und an dem Fabrikbetrieb keinen Anteil hatten.   

Dann waren die Leni, der kleine Peter (ein 21 Jahre alter Goliath), aber da schon ein großer Peter in der Familie war, blieb er sein Leben lang der kleine Peter. Er hörte auf den Namen "Hosz-Trafik", nach welchem er allgemein bekannt war und auch kaum anders genannt wurde. Diesen Namen erwarb er sich, als er noch in jüngeren Jahren ständiger Mitarbeiter in der Fabrik war und besonders den Verschleiß besorgte. Da hieß es dann gewöhnlich, Peter, hosz Trafik, das verbeitete sich und blieb an ihm haften. Da war neben den beiden, der Leni und dem kleinen Peter noch die 19 Jahre alte Madlen, die nie  abends ohne ihren geliebten,  den langen Sepp, genannt "Asla" kam und der jüngste, der 15 Jahre alte Friedl.  Diese vier  Letztgenannten waren auf Bauernhöfen in Dienst und kamen nur abends, wenn es ihnen die Zeit erlaubte, um in der Fabrik mitzuhelfen und an den Gesangsstunden teilzunehmen . Sonst arbeitete Hans allein, da die Mutter tagsüber meistens mit der Ware hausieren ging. ...


Aus dem Manuskript "Leben ohne Anfang, ohne Ende" von Egydius Haupt , Faksimile bearbeitet und heraugegeben von Herbert Haupt.